Das war’s … fürs erste. Fortsetzung folgt, garantiert!

İnzwischen bin ich in der Türkei gelandet. Obwohl mir der İran sehr gut gefallen hat, habe ich ihn wie auf der Flucht verlassen. İch kam mir vor wie gefangen. All dieser überflüssige, laestige, bürokratische Humbug. Bin ich froh, dass ich da nicht immer leben muss. Kafka haette Material für ganze Bücherregale dort sammeln können.

Als wir an 22. in Tehran ankamen, habe ich gleich unseren Mann bei der Spedition angerufen. Wir haben uns für den nächsten Morgen um 9:00 Uhr in unserem Hotel verabredet. „Man das klappt ja prima“, dachte ich mir. Als es so weit war, klingelte das Telefon, und nicht nur der Termin wurde verschoben, sondern auch der Treffpunkt. Wir sollten uns ein Taxi nehmen und um 10:00 Uhr in sein Büro kommen. Na gut, auch damit konnten wir leben. Dort angekommen, war von unserem Kontakt nichts zu sehen. Man bewirtete uns freundlıch mit Tee, Kaffee und Schokolade, aber sonst passierte nicht viel. Aus Langeweile suchten wir Schneverdingen auf einer grossen Postleitzahlkarte von Deutschland, die an der Wand hing. Die Spedition verkehrt regelmaessig zwischen Tehran und Hamburg.

Gegen 10:30 Uhr erschienen nacheinander drei Herren. Der erste diente als Übersetzer. Von der Sache hatte er keine Ahnung, aber er sprach Englisch. Seine Aufgabe war es, uns vorzurechnen, wie viel uns der Spass kosten würde und dabei verging mir ganz schnell das Lachen. Ursprünglicher Preis war 720,00 Euro für zwei Motorraeder, von Tehran nach Hamburg. Nachdem der Englischsprecher fertig gerechnet und übersetzt hatte, waren wir bei 1.620,00 Euro gelandet. Widerspruch war mangels Alternativen zwecklos. Die Stimmung wurde gedrückter. Dann kam unser Kontaktmann und schliesslıch jemand, der seinem Auftreten nach Boss war.

Alle dreı verkündeten unisono, dass wir ein grosses Problem hätten und dass wir die Bikes wahrscheinlıch gar nicht verschicken könnten. Grund war die Tatsache, dass auf den Carnet de Passage meine Firma eingetragen war, der Zoll aber hier den Namen des Fahrers bzw. der Fahrerin erwartet. Dass wir unter genau diesen Bedingungen ins Land reingekommen waren, schien völlig unerheblich. İch redete mit Engelszungen auf die drei ein bis der Boss sich schliesslich Teile meine Argumentation zu Eigen machte und freudestrahlend seinen Mannen erklaerte, wie es gemacht werde. Zu uns gewand jubilierte er, dass wir bis Dienstag alles über die Bühne hätten.Das passte uns natürlich gar nicht, da Susanna und Doris beide Flugtickets für Montag hatten und die nicht noch mal umgebucht werden konnten. Wir versuchten dieses Problem zu thematisieren, stiessen jedoch gegen eine Betonwand der Ablehnung. Also bis Montag geht das auf keinen Fall. Auch an dieser Stelle folgte nun ziemlıch langes Palavern bis schliesslich Bewegung in die Gruppe kam und wir aufgefordert wurden, mit einem der Herren zum iranischen Zoll zu fahren.

Es wurde ein Taxi angeheuert und nach etwa 45 Minuten standen wir vor einem imposanten, charakterlosen Bürohaus. Drinnen wurde bald klar, dass irgend etwas nicht stimmte. Unser Begleiter verliess schnurstracks das Gebäude und rief erneut ein Taxi. Was denn los sei, wollten wir wissen. „New address!“ und damıt brausten wir los. Nun versucht einmal Euch vorzustellen, das Verkehrschaos und die Fahrweise aus Paris, Rom und Athen plus noch ein bisschen New Delhi und Bombay an einem Ort zu finden, dann habt İhr ungefähr die Situation in Tehran. Wir quälten uns also erneut eine dreiviertelstunde durchs Gewühl, bis wir vor dem nächsten Gebäude standen.

Der nette Herr am Empfang schickte uns, sein Mittagessen kauend, auf die fünfte Etage. Dort erfuhren wir nach einiger Wartezeit und mehreren Büroerstürmungen, dass wir auf den zweiten Stock müssen. Hier blies nun frischer Wind in die Segel. Beim zweiten Versuch schienen wir bei jemandem gelandet zu sein, der wusste, worum es ging. Unser Kontakt und er unterhielten sich lebhaft, wobei mir allerdings auffiel, dass die Schultern unseres Mannes immer weiter nach unten sanken. Nach kurzer Zeıt gab er uns ein Zeichen, ihm zu folgen und wir verliessen gemeinsam das Haus. Draussen begann er wild und laut zu telefonieren. İst Euch das auch schon mal aufgefallen, dass mache Leute so in ihr Handy brüllen, dass man meinen könnte, sie wüssten gar nicht, wofür so ein Handy da ist? Nachdem unser Mann also zuende gebrüllt hatte, liess er uns wissen, dass heute nichts mehr gemacht werden könne, und wir zurück ins Hotel fahren sollen. „Nun aber mal langsam“, dachte ich mir und versuchte ihm diesen Gedanken mit Händen und Füssen näher zu bringen. „Morgen ist der letzte Tag. Warum können wir den nicht heute noch etwas erledigen?“ Aber nein, gesagt war gesagt. Er pfiff ein Taxi herbei, schob uns hinein und ab ging die Post zum Hotel. İch brauch Euch nicht zu sagen, dass wir zienmlıch konsterniert waren. Es war noch viel vom Tag übrig, und sicher hätte man noch manches sinniges tun können. Spaeter erfuhren wir per Telefon, dass unser ursprünglıcher Kontaktmann, der bislang noch gar nicht zum Zug gekommen war, am nächsten Morgen um 8:00 Uhr zum Hotel kommen werde, dann gemeinsam mit uns zum Zoll zu fahren. Diesmal aber nicht zum nationalen, sondern zum West Zoll.

Pünktlich um 8:30 Uhr stand der Mann in den Türe. Er hatte sein eigenes Auto mitgebracht und bald erfuhren wir auch warum. Die Reise zum Zoll kam einem Tagesausflug gleich und hätte mit dem Taxi ein Vermögen gekostet. Nach anderhalb Stunden erreichten wir das streng bewachte Areal. Wir wurden auf Kameras abgeklopft, und meine beiden Damen, die den Vorgang gerne dokumentiert hätten, mussten ihre Knipsen abgeben. Zielstrebig steuerte unser Mann ein Büro an, in dem ein gut gekleideter, englisch sprechender Herr sass. Er hörte sich unseren Fall kurz an, gab ein paar Anweisungen und schickte uns, sich freundlich verabschiedend wieder weg. Ab dem Moment ahnte ich, dass wir Erfolg haben würden. Der Mann wusste nicht nur worum es ging, sondern er hatte auch einen klaren Brgriff davon, was und dass etwas getan werden musste. Das spürte man. Und zudem packte unser Freund von der Spedition resolut und zielstrebig an. Wir fuhren zurück ins Hotel. Ob denn nun alles klar sei, wollten wir wissen. „Yes, ok, no problem.“ Damit mussten wir uns zufrieden geben. Ob denn die beiden am Montag fliegen könnten, hakten wir nach. Sein Gesichtsausdruck wurde nachtdenklicher und er wiegte unschlüssig den Kopf. Es muss aber morgen klappen, schoben wir nach, doch da waren wir schon am Hotel.

Von unterwegs hatte unser Kontakt einen Pickup organisiert, der in der Nähe auf uns wartete. Die Bikes wurden aufgeladen und fachmännisch verzurrt. Das ging razfaz.  Wir erinnerten noch mal an das Problem mit den Tickets, bekamen aber nur noch den Auftrag, die Pässe von Susanna und Doris zu kopieren. Alles weitere würde er alleine erledigen. Wir könnten nichts mehr tun.

Später am Abend trafen wir uns wieder im Hotel. Er nahm die Kopien an sich. Ein anderer Gast hatte sich zu uns gesellt und machte sich als Übersetzer nützlıch. Als er langsam verstand, um was es ging, und dass wir nicht verstehen wollten, warum alles hier so endlos langsam gehe, erzählte er uns einen Schwank aus seinem Leben. Bis vor 15 Jahren war er nämlich als Teppichhändler tätig, der die wertvollen Stuecke in Massen nach Deutschland exportierte. Ein solcher Vorgang, so berichtete er wehklagend, dauerte im Iran mindestens eine Woche. In Deutschalnd, wo er die Ware entgegennahm, kostete ihn das zwei Anrufe und 30 Minuten später alles war geklärt. Also, ob unsere Bürokratie wirklich so reibungslos arbeitet, wage ich zu bezweifeln, aber „I got the message“, schweigen und abwarten. Unsere beiden Damen brauchten sich im Übrıgen keine Sorgen zu machen, meinte er noch abschliessend, der Ausreise stünde nichts im Wege. Sein Wort in Gottes oder Allahs Ohr.

Und dann kam er, der entscheidende Tag. Und was soll ich sagen, um 06:00 Uhr klingelt mich Doris aus dem Bett mit der guten Nachricht, sie seien ohne jedwede Probleme durch den Zoll gekommen. Und was die Bikes betrifft. Einen Tag musste ich noch in Tehran abwarten, ob sich ein unerwartetes Problem auftäte, das meine Anwesenheit erforderte. Als dieses Problem ausblieb, bekam auch ich grünes Licht und durfte das Land verlassen. Ich bin mir voll und ganz darüber im Klaren, dass die Leute von der Spedition einen super Job gemacht haben und dafür bedanke ich mich auch im Namen meiner Gäste aufs herzlichste. Ohne sie hätten wir in den Mühlen der iranischen Bürokratie ein trauriges Ende gefunden. Danke!

Ich bin dann ich so schnell wie möglich weg und sitze nun in Doğubayazıt und friere. Hier ist es nämlich saukalt. Unsere Überlandtour ist zuende und damit auch dieser Blog. Es war eine der schönsten Reisen, die ich erleben durfte und dafür möchte ich mich an dieser Stelle bei meinen beiden Mitreisenden herzlich bedanken. Allen, die uns auf unsere Reise virtuell begleitet haben, möchte ich zurufen, dass selber reisen noch viel mehr Spass macht, als die Reisen anderer am Bildschirm zu verfolgen.

Und damit sage ich Tschüss, bis zum nächsten Mal,

Günter

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