Von Qasvin nach Isfahan

Da es ja erheblich Probleme zu geben scheint, Filme im asf-Format zu öffnen, hier eine neue Version, die nun wirklich überall funktiuonieren müsste.Hier klicken Diese Version ist sogar mit Musik unterlegt. 😉

Wir sind zwischenzeitlich in Isfahan angekommen, die meiner Meinung nach schönste Stadt im Iran. Gleich werden wir uns zu einem Stadtrundgang aufmachen und heute abend ein paar Fotos dazu hochladen. Jetzt zuerst ein paar Anmerkungen zu den letzten Tagen.

Die Fahrt von Qasvin nach Qom ging wie im Flug, ebenso die von Qom nach Isfahan. Die Straßen sind super und es geht fast nur geradeaus. Das ist nicht unbedingt die spannenste Art Motorrad zu fahren, aber man ist schnell am Ziel und hat ausreichend Zeit, sich die Städte anzuschauen und auf sich wirken zu lassen.

Qom

Mit gemischten Gefühlen nähern wir uns der Hochburg des ultrakonservativen Klerus im Iran, der Heimatstadt Khomeinis, neben Mashad der zweitheiligsten Stadt des Landes: Qom. Vorsichtig schweifen unsere Blicke nach rechts und links, als wir langsam zum Stadtzentrum rollen. Überall huschen schwarz verhängte Gestalten durch die Straßen. Kein Härchen, kein Millimeter Haut ist zu sehen. Fest sind die Gesichter von engen Tüchern umschlossen. Die Chadors, weite, pechschwarze Umhänge, reichen vom Scheitel bis zur Fußsole. Schwarz ist nicht die dominierende, sondern die einzige Farbe, mit der sich Frauen hier schmücken. Die Männer erscheinen dagegen wie Papageien, obwohl auch bei ihnen dezente Farben vorherrschen.

Wir haben zunächst ein kleines Problem, unser Hotel zu finden. Ein hilfsbereiter Mopetfahrer bietet sich als Guide an und zeigt uns den Weg. Nach einer kurzen Ruhepause brechen wir zu einem Rundgang durch die Stadt auf. Im Mittelpunkt der Stadt befindet sich das Heiligtum der Fatemeh Ma’soumeh. Als Nichtmuslims dürfen wir das Gebäude nur von außen betrachten und wenden uns bald den kleinen, umliegenden Gasse zu. An einer Ecke steht eine Gruppe Männer und starrt an die Wand. Als wir näher kommen, sehen wir, dass sie die gerade ausgehängte Abendzeitung lesen. Wir betrachten die Szenerie und schießen ein paar Fotos. Es dauert nicht lange, da werden wir von einem jungen Iraner angesprochen, der wissen will, was wir daran so interessant finden.

Daraus entwickelt sich ein fast anderthalbstündiges Gespräch über alle Aspekte der iranischen gesellschaftlichen und politischen Wirklichkeit. Wir erfahren, dass in einem Monat Wahlen sind, dass der amtierende Präsident mit großer Wahrscheinlichkeit wiedergewählt wird, weil es praktisch keine Gegenkandidaten gibt. Die Mullahs behalten sich vor, zu entscheiden, wer kandidieren darf und wer nicht, und so ist die Auswahl nur eine theoretische.

Vorsichtig tastet sich der Junge Mann vor, um zu sondieren, wie weit er bei uns mit seiner Offenheit gehen kann. Wir selbst enthalten uns jeder politischen Äußerung. Als er Vertrauen gefasst hat, ist er kaum noch zu halten. Er vergleicht sein Land mit der Türkei. Dort gäbe es Freiheit, dort könne man selbst entscheiden, ob man religiöse Symbole tragen will oder nicht. Hier sei alles nur Zwang. Sollte diese Kleiderverordnung fallen, so ist er sicher, würden die meisten Frauen den Schleier in die Ecke werfen und die überwiegende Mehrheit der Männer würde sie dabei unterstützen. Nur die wenigsten, so seine Einschätzung, seien wirklich religiös. Religion werde durchweg als Instrument der Unterdrückung verstanden.

Wir schlendern durch einen kleinen Park, an dessen Eingang ein großes Schild steht mit dem Hinweis, dass Mädchen und Familien nur den linken, unverheiratete Jungen und Männer den rechten Teil betreten dürfen. Zwei Mädchen nähern sich und zupfen nervös an ihrem Chador. Unser Begleiter hält kurz inne und übersetzt dann flüsternd ihre Unterhaltung. Sie seien es leid, diesen blöden Umhang tragen zu müssen und würden ihn am liebsten gleich ausziehen.

 Wir unterhalten uns noch über das Verhältnis zu den USA, die wirtschaftliche Lage, und viele andere Themen. Es ginge zu weit, dies alles hier wiederzugeben. Ich werde das später alles mal aufschreiben. Unser Eindruck ist, dass es brodelt, und dass die Menschen in diesem Land mehr als unzufrieden sind, jeder für sich aber einen Weg gefunden hat, mit den Umständen zu leben.

Am nächsten Morgen ein anderes, vielsagendes Erlebnis. Am Frühstückstisch fallen uns vier junge Frauen auf, die sich laut lachend unterhalten. Das ist für Frauen im Iran eher ungewöhnlich. Man erlebt sie eher leise und zurückhaltend. Später, wir wollen gerade gehen, kommt ein Mann auf uns zu. Er habe gehört, dass wir deutsch sprechen, ob er sich mit uns ungterhalten dürfe. Er spricht perfekt Englich, was, wie sich später herausstellt, auf seinen 15 jährigen Aufenthalt in den USA zurückzuführen ist. Er berichtet, dass er und auch die vier jungen Frauen Teilnehmer an einer Konferenz über Freiheit und Menschenrechte sind, die in Qom, veranstaltet von den Mullahs, wie er sagt, stattfindet. Sprecher aus aller Herren Länder stellen hier ihren Standpunkt zu diesem Thema zur Diskussion. Schon erstaunlich. Unser Bild über den Iran wird immer vielfältiger. Eines steht fest. Alle Vorurteile, die man aus der Heimat mitbringt, kann man vergessen, ganz gleich in welche Richtung sie tendierten. Die Wirklichkeit ist anders. Wie genau, wissen wir auch noch nicht. Jedenfalls sind wir sehr gerne hier und genießen unseren Aufenthalt in vollen Zügen.

So, und nun ein paar Fotos der letzten Tage:

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